Die Schneckensammler  
 
  Wolfsschnecke 19.05.2024 20:34 (UTC)
   
 

Die rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea)


Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea), ausgewachsenes Exemplar.
Bild: Jim Miller, Jacksonville Shell Club, mit freundlicher Genehmigung.
 

Die Wolfsschnecken gehören zur vorwiegend neotropischen Landschneckenfamilie Oleacinidae, deren Verbreitungsgebiet von Südamerika über Mittelamerika bis in die südöstlichen Vereinigten Staaten reicht, mit einigen Vertretern aber auch das Mittelmeergebiet besiedelt hat.

In Florida trifft man z.B. die etwa 10 cm lange rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea) an. Die Wolfsschnecke ist eine Raubschnecke, die im Gegensatz zu den meisten anderen Raubschnecken ein spezialisierter Schneckenfresser ist. 

Ein europäischer Vertreter der Familie, und ebenfalls ein Schneckenfresser, ist die Dalmatinische Raubschnecke (Poiretia cornea), die im Mittelmeergebiet vorkommt und vor allem Deckelschnecken frisst. Äußerlich ähneln sich beide Schneckenarten sogar, da sie beide eine lang gestreckte Schale haben, deren letzte Windung besonders erweitert ist und eine große Mündung besitzt.

 
Kopf einer Wolfsschnecke (Euglandina rosea).
Bild: Mit freundlicher Genehmigung von Jim Miller,
Jacksonville Shell Club.

Betrachtet man den Kopf einer Wolfsschnecke nun aber näher, so fällt auf, dass sie sechs Fühler zu haben scheint: Man kann deutlich die zwei großen Augenträger und das typische kleine Fühlerpaar erkennen, sowie darunter liegend ein weiteres Fühlerpaar. Tatsächlich handelt es sich dabei nicht um Fühler, sondern um die stark verlängerten Lippen der Schnecke. Die Lippen einer Landschnecke sind mit vielen chemischen Sinneszellen besetzt, mit denen die Schnecke den Untergrund auf Geschmack untersuchen kann. Im Falle der Wolfsschnecke dienen die stark verlängerten Lippen dem Tier zum Aufspüren seiner Beute. Die Wolfsschnecke verfolgt andere Schnecken nämlich entlang ihrer Spur, ebenso, wie ein Wolf eine Beute entlang deren Geruchsspur folgt. Allerdings folgt die Schnecke ihrer Beute mittels des Geschmackssinns.Anhand der Schleimspur kann die Wolfsschnecke auch unterscheiden, ob sie einen Artgenossen oder eine Schnecke einer anderen Spezies, also eine potentielle Beute, verfolgt.

Siehe auch: Sinnesleistungen der Weinbergschnecke.


Euglandina rosea auf dem Titelblatt von Science
(Vol. 285, Sept. 99). Quelle: R.H. Cowie.
 

Bei der Verfolgung ihrer Beute bewegt sich die Wolfsschnecke nicht im sprichwörtlichen Schneckentempo, sondern mit der zwei- bis dreifachen Geschwindigkeit einer normalen Landschnecke fort. Sie verfolgt ihre Beute auf Bäume und sogar kurze Strecken unter Wasser.

Die Wolfsschnecke ist nicht nur ein Schneckenfresser, sie ernährt sich sogar kannibalisch, schon frisch geschlüpfte Jungtiere fressen Eier und kleinere Geschwister. Allgemein bevorzugt die Wolfsschnecke kleinere Schnecken, die sie mitsamt dem Gehäuse verschlingen kann. Der Nutzen für die Raubschnecke liegt auf der Hand: Das Gehäuse der Beute versorgt die Wolfsschnecke gleichzeitig mit Kalk zum Bau des eigenen Gehäuses. Der amerikanische Malakologe Harry G. Lee berichtet, dass er bei der Präparation eines mittelgroßen Exemplars von Euglandina rosea nicht weniger als 13 Schneckenschalen vorgefunden hat. ("Shells are where you find them").

 
Euglandina frisst eine Bradybaena similaris.
Bild: Bill Frank, Jacksonville Shell Club.

Während die Wolfsschnecke kleinere Schnecken ganz verschlingt, frisst sie größere Beute, indem sie durch die Mündung Fleischstücke aus dem Körper des Opfers reißt und verschlingt. Der lange, schlanke Vorderkörper der Wolfsschnecke befähigt sie dabei dazu, bis in die hintersten Windungen des Beutegehäuses vorzudringen und die Beute restlos aufzufressen.

Wolfsschnecken fressen auch Nacktschnecken. Bei Untersuchungen hat man festgestellt, dass Ackerschnecken (Deroceras) dem Angriff einer Wolfsschnecke durch hektische Bewegungen der Schwanzspitze entgehen können. Wenn es der Wolfsschnecke nicht gelingt, die Beute mit der Radula zu packen, kann diese vielleicht rechtzeitig entkommen.

 

Partula suturalis, eine der 56 auf den Gesellschaftsinseln ursprünglich endemischen, heute ausgestorbenen Partula-Arten. Quelle: London Zoo.










Quelle: http://www.weichtiere.at
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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